Evaluation des ERP/EIF- Dachfonds – Kurzfassung des Schlussberichts – Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz
Publication date: 15 Januar 2025 | Report language: DE
Der 2003 gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) initiierte ERP/EIF-Dachfonds ist ein zentrales Element der Bundesförderung des Beteiligungskapitalmarkts. Von 2003 bis 2023 investierte der Dachfonds in mehr als 130 Venture Capital-Fonds. Insgesamt stellte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aus dem ERP-Sondervermögen mehr als 2,3 Mrd. EUR für Venture Capital-Fonds mit Fokus auf Technologieunternehmen zur Verfügung.
Mit dem Dachfonds verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den deutschen Beteiligungskapitalmarkt langfristig zu stärken, einen Anreiz zur Aufbringung zusätzlicher Mittel von Investoren des privaten Sektors zu schaffen und den Ausbau der Eigenkapitalbasis hochtechnologieorientierter KMU in der Bundesrepublik Deutschland unterstützen.
Das BMWK hat die Technopolis Group mit der Umsetzung der ersten Evaluation des ERP/EIF-Dachfonds beauftragt. Neben dem Technopolis-Evaluationsteam wurde ein wissenschaftliches Sounding Board bestehend aus Prof. Dr. Tereza Tykvová (Universität St. Gallen) und Prof. Dr. Reiner Braun (Technische Universität München) eingesetzt.
Die Evaluation untersuchte die mittel- bis langfristigen Auswirkungen des ERP/EIF-Dachfonds auf das Angebot an Beteiligungskapital für technologieorientierte KMU auf dem deutschen Wagniskapitalmarkt und unterbreitet Handlungsempfehlungen zur Weiterführung und -entwicklung des Instruments. Neben einem umfassenden Interviewprogramm wurde eine Vergleichsgruppenanalyse durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass der ERP/EIF-Dachfonds sich in den letzten 20 Jahren als wichtiger Akteur im deutschen VC-Markt etabliert und einen signifikanten Beitrag zum Gesamtinvestitionsvolumen geleistet hat. Der Dachfonds spielt sowohl bei Erst- als auch bei Anschlussfinanzierungen eine wichtige Rolle in der deutschen Finanzierungslandschaft. Als größter einzelner Marktteilnehmer agiert der Dachfonds in Deutschland als Stabilisator eines krisenanfälligen Marktes.
Die positiven Effekte des ERP/EIF-Dachfonds sind für neu etablierte Fonds-Managementteams besonders stark. Hier kommt die Rolle des EIF als Anker-Investor und das damit einhergehende „Gütesiegel“ stärker zum Tragen. Der Dachfonds ist regelmäßig Teil des First Closing eines Anlagefonds und erhöht so die Erfolgswahrscheinlichkeit des Fundraisings. Die Investition in neu etablierte Fonds-Managementteams (First Time Funds) scheitert allerdings häufig an den hohen Anforderungen an Referenzen (track record), Due-Diligence und Mindestkapitalausstattung, weshalb die Förderung oft erst in der zweiten oder noch späteren Fondsgeneration beginnt.
Generell zeigen sich Vorteile des ERP/EIF-Dachfonds gegenüber anderen Instrumententypen zur Finanzierungsförderung. Der Dachfonds kann auf die Managementkompetenzen beim EIF zurückgreifen, hat eine gute Skalierbarkeit und kann zielgerichtete und schnelle Unterstützung für Fondsmanager und Start-ups leisten.
Handlungsempfehlungen
- Die Gütesiegel-Funktion des ERP/EIF-Dachfonds an private Investoren verstärkt sich, wenn eine Beteiligungszusage besonders früh erfolgt, idealerweise vor dem First Closing eines Anlagefonds. Dadurch können Fonds schneller ihr Fundraising abschließen und Portfoliounternehmen erhalten früher ihre Investments. Die Rolle des Dachfonds als früher Ankerinvestor sollte zukünftig weiter gestärkt werden.
- Die Evaluation hat gezeigt, dass der marginale Gütesiegel-Effekt bei erfahreneren GPs, die bereits mehr als eine Fondsgeneration aufgelegt haben, tendenziell sinkt. Hier sollte künftig stärker darauf gedrängt werden, GPs nur für die ersten Fondsgenerationen zu unterstützen.
- In Europa gibt es neben dem EIF kaum vergleichbare institutionelle Investoren, die ähnlich hohe Investments tätigen können. Um den europäischen Wagniskapitalmarkt zu stärken, sollte der EIF als “Europäischer Dachfonds” auftreten und damit größere, private institutionelle Investoren anziehen und dadurch ggf. auch ein höheres Matching in die Beteiligungen des ERP/EIF-Dachfonds einbringen.
- Der ERP/EIF-Dachfonds investiert hauptsächlich in IKT- und Life Sciences/Biotech-Unternehmen. Anstatt existierende Marktcharakteristika zu amplifizieren, könnte er zukünftig flexibler gestaltet werden, um förderpolitische Prioritäten in anderen Sektoren und Finanzierungsphasen zu adressieren. Der Dachfonds könnte somit seine Markmacht stärker nutzen und eigene Akzente setzen.